Kloster Maulbronn Orgel-Illustration

Orgel der Klosterkirche

Geschichtliches

Die Orgelgeschichte des Klosters beginnt um 1613. Jakob Ganßer, Schreiner und Orgelmacher in Cannstatt, der beim blinden Orgelmacher Conrad Schott arbeitet, verfertigt in dieser Zeit ein Orgelwerk für das Kloster. Um 1715 setzt  Joseph Friedrich Baumeister die Klosterorgel "zur Zufriedenheit" instand. Vielleicht handelt  es sich um jene, die man später als ein "schon länger aufbewahrtes Örgelein" in der Klosterbibliothek findet.

Die Klosterkirche wird von 1800 bis 1810 nicht für gottesdienstliche Zwecke benützt. Das Landeskirchliche Archiv beschreibt für diesen Zeitraum skandalöse Zustände: Mehrere Personen besitzen einen Kirchenschlüssel; Kinder schaukeln an den Glockenseilen; Zimmerleute benützen den Boden im Kirchenschiff als Zimmerplatte; aus dem alten großen Orgelwerk werden Pfeifen herausgenommen und liegen verstreut umher. Strohhaufen liegen in der Kirche, die bei offenen Toren Hühner und Gäule, ja sogar Schweine herbeilocken.

1811 setzt Karl Brötler die Orgel in der Klosterkirche mit ihren 20 Registern, davon 6 im Rückpositiv, "in guten Stand". Bald zeigt sich ein neuer Missstand: Der Mesner lässt das Orgeltreten durch Kinder besorgen, "wodurch die Orgeln verderbt" werden.

1849 baut Eberhard Friedrich Walcker eine Orgel mit 21 Registern, verteilt auf 2 Manuale und Pedal mit mechanischen Kegelladen.

1972 tritt an die Stelle dieses Instrumentes von 1849 eine Walcker-Orgel aus 1972Orgel der Firma Walcker
aus Ludwigsburg mit 38 Registern, verteilt auf 3 Manuale und Pedal.
Prof. Herbert Liedecke entwirft die Disposition, Dr. Walter Supper den Prospekt. Schon 1985 muss eine Generalsanierung durch Orgelbaumeister Klaus Kopetzki (Murr) erfolgen. Diese behebt zwar die gröbsten Mängel, führt aber auf Grund der 1972 verwendeten minderwertigen Materialen nur bedingt zu einem befriedigenden Zustand des Instrumentes.

Im Jahr 2002 kommen zwei Gutachten zu dem Schluss, dass eine weitere Restaurierung keine Lösung wäre, da das Instrument in einem nicht mehr reparablen Verfallsprozess begriffen ist. Seitdem wird ein Neubau angestrebt.

Die neue Grenzing-Orgel 2013

Das Instrument mit 35 Registern auf 3 Manualen und Pedal wurde gebaut mit der Zielsetzung einer zeitlos-klassischen Klangaussage, die sich vor allem in dem vorhandenen Raum entsprechend zu entfalten vermag. Ein warm füllender Klang, reich an Farben und musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten.

Disposition

I  Hauptwerk (C – a’’’)
Salicional 16’
Principal 8’
Rohrflöte 8’
Viola di Gamba 8’
Spitzflöte 4’
Octave 4’
Superoctave 2’
Cornett III 2 2/3’
Mixtur maior IV – V  2’
Trompete 8’

II Positiv (C-a’’’)
Lieblich Gedackt 8’
Salicional 8’
Prinzipal 4’
Rohrflöte 4’
Quinte 2 2/3’
Doublette 2’
Terz 1 3/5’
Mixtur minor III  1 1/3’
Clarinette 8’
Tremulant
III Schwellwerk (C – a’’’)
Lieblich Gedackt  16’
Flöte 8’
Viola 8’
Schwebung (ab c°)  8’
Traversflöte 4’
Fugara 4’
Flageolet 2’
Trompette harmonique 8’
Oboe 8’
Tremulant

Pedal (C – f’)
Prinzipalbaß 16’
Subbaß 16’
Octavbaß 8’
Violoncello 8’
Choralbaß 4’
Posaune 16’
Trompete 8’

Koppeln: II/I, III/I, III/II, III/III 16’, I/P, II/P, III/P, III/P 4’

Schleifladen mit rein mechanischen Spiel- und Registertrakturen, Setzeranlage

Die neue Grenzing-Orgel

Der Orgelbauer

Gerhard Grenzing, 2006 von der deutschen Fachzeitschrift Organ mit dem Titel „Orgelbauer des Jahres“ ausgezeichnet, erlernte das Handwerk des Orgelbauers bei Rudolf von Beckerath in Hamburg. In der Folgezeit vertiefte er seine Kenntnisse in verschiedenen europäischen Orgelbau-Werkstätten.

1972 folgte die Gründung seiner Orgelbauwerkstatt in El Papiol bei Barcelona, wo er ideale Arbeitsbedingungen vorfand. Seither wurde er mit mehr als 220 Neubauten und Restaurierungen weltweit  betraut, u.a. in Deutschland, Belgien, Frankreich, Italien, Portugal, Spanien, Schweiz, Korea, Japan, Amerika und Mexiko.

Gerhard Grenzing ist Mitglied verschiedener wissenschaftlicher und fachlicher Verbände. Vom spanischen Kultusministerium wurde ihm die Silbermedaille für künstlerische Verdienste verliehen. Die Königlichen Akademien der Schönen Künste und Wissenschaften in Barcelona und Sevilla wählten ihn zum Mitglied. Von 2006 bis 2010 war Gerhard Grenzing Präsident der ISO (International Society of Organbuilders).

Weitere Informationen finden Sie auf seiner Website www.grenzing.com.